Strategische Selbsterkenntnis – (Er)kenne dich selbst!
Dass Selbstbild und Fremdbild voneinander abweichen können, hat manch einer von uns schon einmal erlebt: wir verlassen ein Meeting, und haben das Gefühl, es hätte besser laufen können – doch dann kommt überschwänglich positives Feedback hereingeflattert. Oder, wir bereiten ein Meeting vor und fühlen uns gut vorbereitet – und plötzlich kommt alles anders als gedacht. Doch was hat eigentlich Selbsterkenntnis mit Erfolg zu tun?
Datum: 7. Oktober 2025
Author: Julia Reimann
Kategorien: Personality, Personality Assessments, Insights, metaArticle, metaLecture

Strategische Selbsterkenntnis – (Er)kenne dich selbst!
In unserer täglichen Arbeit erleben wir immer wieder, dass es einen großen Unterschied macht, wenn eine Person self-aware ist, d.h. sich selbst klar sieht, versteht, wer sie ist und wie sie in die Welt um sich herum passt – denn so definiert Dr. Tasha Eurich(1) in ihrem Buch „Insight“ den Begriff Strategische Selbsterkenntnis. Es bedeutet auch, die eigenen Grenzen anzuerkennen und zu verstehen, was wir ändern müssen, um zufriedener und effektiver zu sein. Ein Trost: Selbsterkenntnis ist Eurich zufolge eine überraschend trainierbare Fähigkeit.
Vorteile strategischer Selbsterkenntnis
Je mehr wir uns selbst kennen, desto mehr können wir aktiv auf Veränderungen reagieren. Je besser wir uns und unsere Ziele kennen, desto schneller können wir für uns relevante Informationen erkennen und unser Verhalten entsprechend anpassen. Gute Führung beginnt bei uns selbst, und für eine gute Selbstmanagement ist strategische Selbsterkenntnis die Grundlage. Und nicht zur das: Menschen mit einer hohen Selbsterkenntnis sind in der Regel:
- selbstbewusster und kreativer,
- treffen fundiertere Entscheidungen,
- bauen stärkere Partnerschaften auf,
- kommunizieren effektiver,
- sind effektivere Führungskräfte mit zufriedeneren Mitarbeitern und profitableren Unternehmen.
Wie kommen wir nun eigentlich zu mehr Selbsterkenntnis?
Dazu ist es womöglich spannend zu schauen, welche Arten von Selbsterkenntnis es überhaupt gibt. Einer Studie von Dr. Eurich zufolge erfüllten nur 10-15% ihrer Probanden tatsächlich die Kriterien – gegenüber 80%, die glaubten, sie besäßen eine hohe strategische Selbsterkenntnis. Interessanterweise teilt Tasha in ihrem Artikel(2) Selbsterkenntnis in zwei Arten ein – internal und external self-awareness. Internal self-awareness bedeutet, wie gut wir unsere eigenen Werte, Leidenschaften, Bestrebungen, unsere Passung zu unserer Umgebung und unsere Reaktionen kennen. External self-awareness hingegen meint das Verständnis dafür, wie andere Menschen uns sehen. Und noch überraschender: Diese beiden hängen nicht direkt miteinander zusammen.
Anhand der beiden Arten von Selbsterkenntnis lässt sich einordnen, welche Typen es gibt – wie zum Beispiel dem Typ aware. Habe ich eine hohe interne und externe Selbsterkenntnis, weiß ich, wer ich bin, wofür ich stehe, was ich erreichen möchte, und kann die Meinungen anderer wertschätzen. Sind beide Arten der Selbsterkenntnis niedriger ausgeprägt, werde ich eher auf der Suche sein und unter Umständen frustriert sein, weil ich beruflich in einer Rolle bin, die mir nicht entspricht, oder Beziehungen suche, die mich nicht glücklich machen.
Um zu mehr Selbsterkenntnis zu gelangen, gibt es verschiedene Techniken:
- Zoom in, Zoom out Technik (1): Was fühle ich (zoom in) und wie geht es anderen mit der Situation, bspw. Meinem Gegenüber (zoom out)
- So viel wie möglich konstruktives Feedback einholen
- 360 Grad Feedback in Unternehmen durchführen oder Persönlichkeitsassessments wie Hogan nutzen
- Achtsamkeit: ohne Bewertung im Moment sein, Gefühle achtsam beobachten und Handlungen reflektieren
- Und nicht zuletzt eigene Muster erkennen und bewusst das nächste Mal anders reagieren.
Und genau diese Reise zu uns selbst ist es, was es spannend macht! Neugierig geworden? Lest mehr vom Artikel hier
Quellen:
- Eurich, T. (2017). Insight: Why we’re not as self-aware as we think, and how seeing ourselves clearly helps us succeed at work and in life. Currency.
- Eurich, T. (2018). What self-awareness really is (and how to cultivate it). Harvard Business Review, 4(4), 1-9.